Wie sich einige von euch vielleicht erinnern mögen, war ich vor gut 5 Monaten schon einmal in Byron Bay gewesen. Damals im Zuge meines Eastcoast-Roadtrips mit Max. Seither schweben mir die schier endlosen Strände und die perfekt geformten Wellen im Kopf herum und eine Rückkehr an diesen Ort verbunden mit einem grandiosen Surf scheint unausweichlich.
Und siehe da, auf einmal ergibt sich die Möglichkeit zwei Vögel mit einem Stein zu erledigen (sagt man hier so): Felix und Jan zu treffen und gemeinsam Byron unsicher zu machen. Gesagt, getan. Einer Woche weitab vom Unistress stand nichts mehr im Wege - Byron Bay.
Unsere Zeit verbrachten wir stilecht in der Arts-Factory, einer alten Hippie-Kommune, die heutzutage als sehr entspanntes Hostel dient und dabei mit Massagezelt, Swimming Pool, Whirlpool und Kino aufwartet. Und wenn man bedenkt, dass wir dafür nur 20$ die Nacht bezahlt haben, fragt man sich wirklich wie andere Unterkünfte in Byron mehr verlangen können.
Angekommen. Erstmal Schuhe aus. An den Strand! Doch hier fanden sich nicht die Wellen von denen Surfer träumen... na dann erstmal eine kleine Wanderung, die Küste entlang. Am Strand bliess ein scharfer Wind, wirbelte den Sand und das Meer ordentlich auf. Dabei entstand eine Art Mikrosandsturm knapp über dem Boden, welcher bizarre Sandverwehungen entstehen liess. Hier mein Versuch dieses Schauspiel einzufangen:
Entlang der Küste mussten wir auch einige Felsen passieren und konnten unsere Kletterkünste unter Beweis stellen. Dabei begegnete uns diese furchtlose und faszinierend schöne Echse, die sich auf den Felsen in der Sonne räkelte.
In den darauffolgenden Tagen erinnerte das Meer eher an die Nordsee und an Surfen war nicht zu denken. Also buchten wir kurzerhand eine Tagestour nach Nimbim, einem kleinen Hippie-Dörfchen, in dem das Leben unter dem Zeichen des Hanfblattes steht, es heute jedoch als Touristenattraktion ein wenig gekünstelt daherkommt. So konnten wir jedenfalls ein bisschen was vom Hinterland sehen. Und meiner Meinung nach reiht sich diese Ecke Australiens landschaftlich direkt an Europa. Aber seht selbst:
Mit diesem pittoresquen Sonnenuntergang schlossen wir die rundum angenehme Tagestour ab. Die nächsten Tage mieteten wir dann trotz aller Widrigkeiten Surfbretter und versuchten unser Glück in den Fluten des Pazfiks. Es gibt ein schönes englisches Wort, das die Wellen, die wir hatten präzise beschreibt: mediocre.
Aber nicht nur das Wellenreiten kann einem Adrenalinschübe verschaffen. Ich hatte nicht mit Jean-Baptiste gerechnet, einem vielleicht 1,60 großen und schmalen Filmstudent aus Paris. Ein wirklich dufte Kerl, doch mit dem 2 Meter Minimalibu (das ist ein Surfbrett-Modell) hatte er seine Schwierigkeiten. Da wir für alle (insgesamt 5) nur zwei Surfbretter ausgeliehen hatten, mussten wir uns kameradschaftlich abwechseln. Nachdem ich meine 2-3 ("mediokren") Wellen abgesurft hatte, tauschten wir die Bretter, so dass Felix und JB (i.e. "Jay-Bee", also Jean-Baptiste) im Wasser waren. Ich entschloss mich den beiden zuzugucken und begab mich dazu auf die Aussichtsplattform direkt rechts auf den Felsen. JB paddelte als einziger ziemlich weit draussen, dort wo die ersten Wellen anfingen Berge und Täler auszubilden. Plötzlich näherte sich dem kleinen Franzosen ein bedenklich großer Schatten... ich dachte (oder hoffte) zuerst einen Seelöwen o.ä. zu sehen, dann war jedoch klar: das ist ein verdammt großer Hai (er war ungefähr 1,5mal so lang wie das Brett - also 3m!)! Sofort habe ich die anderen Leute auf der Plattform darauf aufmerksam gemacht und wir versuchten gemeinsam JB zu alamieren... jedoch ohne Chance wir waren zu weit weg und der Wind zu stark. Zwei Meter neben Jean-Baptist schien der Hai (direkt unter der Oberfläche - seine Rückenflosse lukte teils aus dem Wasser) ihn zu observieren. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter und das Gefühl der Hilflosigkeit machte mich wahnsinnig. Ich war überzeugt, dass der Hai jeden Moment zuschnappen würde. Man hört ja so einige Stories... und Chinda (ein Tscheche der auf unserem Zimmer war) erzählte, dass einen Monat zuvor ein Surfer von einem Hai schwer verletzt wurde. Sekunden, die einem wie Stunden vorkommen. Und dann, der Hai schwimmt dicht unter der Oberfläche davon, nur seine Rückenflosse blinkt noch ein zwei Mal aus dem Wasser hervor, bevor er im endlosen Blau des Meeres verschwindet. Was für eine Nervenanspannung! JB schien wohl zu schmächtig, um als Seelöwe durchzugehen. Denn die meisten Haiangriffe beruhen auf Verwechslungen, der Hai denkt "oh, ein Seelöwe", beisst zu und merkt unvermittelt, dass es sich um einen wenig schmackhaften Menschen handelt, und lässt ab vom homo surficus. Einerseits natürlich gut, andererseits trägt man einen nicht unerheblichen Kratzer davon, der dann manchmal sogar zum Tode führen kann. Nicht so in diesem Falle (fingers crossed).
Immernoch völlig aufgeregt rannte ich herunter, und JB der gerade aus dem Wasser kam, ahnte von nichts. Er hatte von alledem nichts mitbekommen und kann nur lachen über das Glück, das er kurz zuvor hatte. Spricht ja immerhin für den Hai, der hat sich unbemerkt angepirscht und ist ebenso wieder verschwunden - wahrlich ein perfekter Räuber. Nach dieser Geschichte, wurde JB von uns nur noch Sharkhunter genannt und ich werde ein Foto von diesem Draufgänger nachliefern!
Mit diesem Abenteuer schließe ich das Kapitel Byron Bay und wünsche allen eine schöne Woche!
Fabian